Biografie Willi Dickhut

1904
wurde ich als Sohn des Fuhrunternehmers Friedrich Dickhut geboren. Als ich vier Jahre alt war, verunglückte mein Vater tödlich. Meine Mutter mußte das Geschäft aufgeben und später in einem Betrieb arbeiten.

1918
Nach achtjährigem Besuch der Volksschule trat ich eine dreijährige Lehre als Schlosser und Dreher an.

1920
beteiligte ich mich an dem Generalstreik gegen den reaktionären Kapp-Putsch (als Lehrling).

1921 (Januar)
organisierte ich mich im Deutschen Metallarbeiter-Verband (freie Gewerkschaft).

1924
wurde ich zum ersten Mal wegen Teilnahme an dem großen Streik um den Acht-Stunden-Tag gemaßregelt.

1927
wurde ich wegen Organisierung eines Streiks wieder gemaßregelt und auf die »Schwarze Liste« des Arbeitgeberverbands gesetzt.

1926 – 30
war ich im Deutschen Metallarbeiter-Verband Mitglied der Leitung der Schlosserbranche. Infolge einer Spaltung des DMV in Solingen wurde ich Mitglied des »Einheits-Verbandes der Metallarbeiter« (kommunistische Gewerkschaft), der am 1. März 1933 von den Faschisten aufgelöst wurde. Während dieser Zeit war ich Mitglied der »Internationalen Roten Hilfe« und des Touristenvereins “Die Naturfreunde”.

1926 (März)
trat ich in die Kommunistische Partei Deutschlands ein und wurde aktiver Funktionär: Aufbau von Betriebsgruppen und Herausgabe von Betriebszeitungen.

1928/29
war ich acht Monate in der Sowjetunion (Ural) als Spezialist zur Einrichtung der Haarschneidemaschinen-Produktion tätig. In dieser Zeit war ich Mitglied der KPdSU.

1929 – 1933
Nach meiner Rückkehr war ich bis 1933 arbeitslos.

1929 – 33
Kampf gegen die rechte Brandler-Gruppe, die sich von der Partei abspaltete, Teilnahme an dem ersten Lehrgang der Parteischule des Bezirks Niederrhein, Unterbezirks-Agitprop-Leiter, dann Leiter des illegalen Apparats der Partei im Bergischen Land, dann Unterbezirks-Org-Leiter.

1933
bei der Terrorwahl zum Stadtverordneten gewählt.

1933 – 35
Schutzhaft in Solingen, Anrath, KZ Börgermoor, Düsseldorf und KZ Esterwegen. 1934 fünf Monate Vernehmung durch die Gestapo in Solingen, Leverkusen und Düsseldorf, schwere Mißhandlungen. Einleitung von gerichtlichen Verfahren, die 1935 niedergeschlagen wurden.

1935
Nach der Haftentlassung habe ich mit anderen Genossen sofort die illegale Partei in Solingen, die kurz vorher von der Gestapo weitgehend zerschlagen war, neu aufgebaut und sie bis 1945 geleitet. Außerdem war ich seit 1940 Instrukteur für die illegale Partei im westlichen Teil des Ruhrgebiets.

1938
Neun Monate Untersuchungshaft in Düsseldorf. Vom Sondergericht Hamm wurde ich dann zu einem Jahr, neun Monaten Gefängnis wegen Vorbereitung zum Hochverrat (illegale Betätigung 1931) verurteilt (verbüßt durch Untersuchungshaft und Schutzhaft).

1944 (August)
erneut verhaftet, nach drei Monaten erhielt ich die Anklageschrift vom Volksgerichtshof Berlin. Anklage, Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung (darauf gab es nur Todesstrafe, besonders nach meiner Vorstrafe). Während des schweren Bombenangriffs auf Solingen (4./5.11.1944) flüchtete ich aus dem Gerichtsgefängnis und hielt mich außerhalb der Stadt verborgen.

1945
Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner kam ich illegal nach Solingen zurück, um die »Antifaschistische Aktion« (Antifa) zu organisieren, deren Sekretär ich war bis zum Verbot durch die amerikanische Militärpolizei.

1945 – 1946
Aufbau der KPD, zuerst auf halblegaler Grundlage, dann (Oktober 45) offizielle Gründung; in dieser Zeit war ich 1. Kreissekretär der Partei.

1946/47
Leiter der Wirtschaftsabteilung der KPD im Bezirk Niederrhein.

1947 – 49
1. Kreissekretär in Remscheid.

1949 – 52
Leiter der Kader-Abteilung der Landesleitung Nordrhein-Westfalen, dann stellvertretender Leiter der Kader-Abteilung im Parteivorstand.

1952 – 54
1. Kreissekretär in Solingen, dann kurze Zeit Leiter der Landesparteischule.

1955/56
1. Kreissekretär in Hagen.

1956 – 68
Betriebs- und Gewerkschaftsfunktionen: Vertrauensmann, Vertreter der IG Metall, Vorsitzender der Wohnbezirksgruppe, Delegierter des Orts- bzw. Kreis-Ausschusses des DGB und zwei Jahre Mitglied der Ortsverwaltung der IG Metall und des Ortsvorstands des DGB.

1958
bei der Landtagswahl als Unabhängiger kandidiert, die Kandidatur wurde verboten, und ich wurde 1961 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt mit Bewährung und Aberkennung des aktiven und passiven Wahlrechts für fünf Jahre. Folge: Aberkennung der Rechte als Verfolgter des Nazi-Regimes.

1966
Wegen politischer Differenzen aus der KPD ausgeschlossen.

1969 (Januar)
Mitglied der KPD/ML, Begründer und Verantwortlicher des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG, Landesvorsitzender von Nordrhein-Westfalen (bis März 1970).

1970 (März)
Vorsitzender der Landeskontrollkommission von Nordrhein-Westfalen.

1970 – 72
Nach der Spaltung der KPD/ML führend beteiligt an der Zusammenarbeit zwischen der KPD/ML (Revolutionärer Weg) und dem KAB/ML und an ihrer Vereinigung zum KABD (Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands).

1972
Führendes Mitglied des KABD und Verantwortlicher für das theoretische Organ REVOLUTIONÄRER WEG.

1972-1976
Leiter der Zentralen Kontroll-Kommission des KABD.

1976
Kampf gegen die Jacob-Liquidatoren.

1977
Verteidigung der Mao Tsetung-Ideen gegen den Revisionisten Deng Hsiao-ping.

1979
Verteidigung Mao Tsetungs gegen Enver Hoxha.

1982
Mitglied der MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) und weiterhin Leiter der Redaktion des REVOLUTIONÄREN WEGs.

1991
aus gesundheitlichen Gründen aus der Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG ausgeschieden, die er 22 Jahre lang geleitet hatte. Unter seiner Leitung erschienen 24 Nummern des theoretischen Organs, die »Geschichte der MLPD«, Teil 1 und 2, sowie die »Sammelbände des Marxismus-Leninismus«.

1992
erscheint im April unter seiner Leitung und bei Aufwendung seiner letzten Kräfte das Buch »Sozialismus am Ende?«.

Am 8. Mai 1992 starb Willi Dickhut.

[Quelle: Sondernummer Rote Fahne 20/1992 vom 16.5.1992]








Willi Dickhut